Dieser Bericht eines Betroffenen soll anderen Betroffenen nicht die Hoffnung auf eine Heilung nehmen, denn es gibt ja auch positivere Beispiele, sondern mit dem ganz persönlichen Verlauf einer Prostatakrebs - Geschichte zeigen, weshalb ich mich in den einzelnen Phasen so und nicht anders entschieden habe. Wer zum Verlauf genauere Fakten in Kurzform wissen möchte findet diese hier. Operation
Beispiel für eine
Buchführung mit EXCEL Angefangen hat alles ganz harmlos im Januar 2003 im Alter von "jugendlichen" 54 Jahren mit einer Vorsorgeuntersuchung nach dem Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand wegen der Situation meines Arbeitgebers. Dabei habe ich meinen Hausarzt gebeten, auch mal den PSA - Wert bestimmen zu lassen, weil ich zufällig kurz vorher im Radio einen Bericht zum Thema PSA gehört hatte. Da der Tastbefund i.O. war, wäre nämlich sonst nichts weiter unternommen worden. Das Ergebnis war zu meiner und der Überraschung meines Hausarztes ein PSA - Wert von 14 ng/ml. Damit begannen dann auch meine Recherchen über Prostatakrebs im Internet, bei denen ich aber feststellte, dass diese fast unendlich umfangreich und sich häufig auch widersprechend zu finden sind. Manchmal frage ich mich, ob die Leute, deren Sache das Internet nicht ist und ihrem Urologen blind vertrauen, nicht besser dran sind. Ich konnte es trotzdem nie lassen; vielleicht ist das ja meine Art und Weise der Krankheitsbewältigung. Der nächste Weg führte
mich dann natürlich zu einem Urologen (Urologe war bis dahin für mich
glücklicherweise fast ein Fremdwort), der mich zeitlich unter Druck
setzte und mir besser heute als morgen eine Biopsie empfahl. Das
Ergebnis dieser 6 - fach - Stanze war negativ. Das Ergebnis der 15 - fach - Stanze war positiv, mein PSA - Wert wurde 5 Monate nach dem Anfangswert mit 18,9 ng/ml festgestellt. Eine Skelettszintigraphie und ein Becken - CT zur Feststellung von möglichen Metastasen fielen negativ aus. Operation zurück zum Seitenanfang Kurzfristig entschied ich
mich trotz der zu erwartenden negativen Konsequenzen (Impotenz u.
Inkontinenz) zu einer Prostataentfernung und war innerhalb von 20 Tagen
bei einem Professor, der mir außer von meinem Urologen auch noch
anderweitig empfohlen worden war. Da m. E. der PK doch schon sehr
früh (mit 54 Jahren) entdeckt worden war, hielt ich eine Heilung durch
die OP zu der Zeit doch noch für sehr wahrscheinlich und meine Stimmung
war nicht so ganz am Boden. Die OP habe ich weitgehend gut überstanden und konnte nach weiteren 10 Tagen die Klinik verlassen. Merkwürdig war allerdings, dass nach Aussage des operierenden Professors der Krebs in der Kapsel war (also alles prima), dass in dem pathologischen Gutachten jedoch von einem Kapseldurchbruch die Rede war (nicht mehr prima). Mir, dem staunenden Laien, wurde dieser Widerspruch damit erklärt, dass bei der OP ja auch noch Gewebe der Prostataumgebung mit weggenommen worden sei.???? Nach der OP zurück zum Seitenanfang Nach der OP verlief alles ohne Komplikationen. Das Beckenbodentraining, das man mir noch in der Klinik beigebracht hatte, praktizierte ich regelmäßig zuhause alleine. Eine mir angebotene Reha - Maßnahme habe ich nicht wahrgenommen (das soll aber anderen nicht als Beispiel dienen). Unterstützt durch eine Reizstromtherapie erlangte ich 4 Monate nach der OP meine Kontinenz wieder. Zu meinem Entsetzen musste ich jedoch zur Kenntnis nehmen, dass meine PSA - Werte sich von einem Minimalwert nach der OP von 0,269 innerhalb von 4 Monaten auf 0,628 ng/ml entwickelt hatten. Jetzt, nach der intensiveren Beschäftigung mit anderen Behandlungsmethoden, habe ich mich zwar immer wieder gefragt, ob ich nicht zu schnell das Falsche habe machen lassen, bin aber trotzdem der Meinung, dass es richtig war so zu handeln, weil ich mit der OP die vielleicht nur geringe Chance genutzt habe, den Krebs endgültig los zu werden. Dass das dann doch nicht so gekommen ist, weiß ich erst jetzt. Im Dezember 2005 bekam ich nachträglich noch von einem anderen Professor die Bestätigung, dass meine Entscheidung zur OP richtig war. Nach seiner Aussage sollen nämlich andere Therapien nach einer OP erfolgreicher sein als wenn diese als Ersttherapie angewendet werden. Die Bestrahlung zurück zum Seitenanfang Da ich mir inzwischen ja eine gewisse Internetschläue angeeignet hatte, war mir ziemlich klar, dass mir mein Urologe nun eine Bestrahlung vorschlagen würde. So geschah es denn auch. Über einen Zeitraum von 8 Wochen erhielt ich 36 Bestrahlungen à 1,8 Gy (Gray), in Summe 64,8 Gy . Aus Internet hatte ich die Informationen, dass heute Bestrahlungen über 70 Gy liegen sollten. Der mich behandelnde Radiologe erklärte jedoch die 64,8 Gy in meinem Fall (entfernte Prostata) für ausreichend und man könne dadurch die Nebenwirkungen gering halten, die sich auch bis zum Ende der Bestrahlung auf eine leichte Entzündung des Darmausgangs beschränkten. Heute frage ich mich natürlich, ob das nicht evtl. doch einige Bestrahlungen zu wenig waren (am 7.11.05 wurde mir auf Nachfrage noch mal telefonisch bestätigt, dass die 64,8 Gy in meinem Fall internationalem Standard entsprechen.) (Heute geht man auch schon bis 67,2 Gray.). Nach der Bestrahlung zurück zum Seitenanfang Nach Abschluss der
Bestrahlungen führte ein Missverständnis über die Festlegung der
nächsten PSA - Bestimmung zu der Frage meines Urologen, wem ich denn in
dieser Frage jetzt vertrauen würde, ihm oder dem Radiologen, dazu, dass
er meine Frage nach dem nächsten Termin folgendermaßen beantwortete:
"Da müssen Sie dann mal den Radiologen fragen!". Damit war
für mich auch das Maß voll und klar, dass dieser Urologe keine Lust
mehr hatte mich unbequemen Patienten zu behandeln. Nicht jeder Arzt kann
das wohl vertragen, wenn der Patient versucht mitzudenken. Ich bilde mir
nicht ein einen Arzt ersetzen zu können, aber ich möchte gerne
verstehen, was mit mir warum gemacht wird, und eine verständliche,
glaubwürdige Antwort bekommen, wenn ich nach einer evtl.
ungewöhnlichen Therapie gegen eine, mein Leben bedrohende Krankheit,
frage. Zunächst zeigte die Bestrahlung erfreulicherweise auch einen stetigen Rückgang des PSA - Wertes auf 0,03 ng/ml, stieg jedoch dann wieder innerhalb von 5 Monaten auf 0,14 ng/ml an. Wieder mal war die Hoffnung dahin!!! 4.11.2005 Wie geht es jetzt weiter?
zurück zum Seitenanfang Am liebsten wäre mir ja gewesen, wenn man konkret eine befallene Stelle hätte finden und diese dann irgendwie bekämpfen können. Meine Recherche bezüglich des 11C-Cholin PET/CT Diagnose - Verfahrens ergab, dass damit erst ab einem PSA - Wert von 0,7 ng/ml ein Ergebnis zu erwarten wäre. Mit dem USPIO - Verfahren (Ultrasmall superparamagnetic iron oxyde) lassen sich nur Metastasen in Lymphknoten feststellen und die Wahrscheinlichkeit, bei mir in diesem Zustand schon was zu finden, wurde als gering angesehen. (Stand 7.11.2005) Mit einem dynamischen MRT bestünde eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit eine befallene Stelle zu lokalisieren. In einem guten Beratungsgespräch zur weiteren Vorgehensweise meinte der Professor jedoch, dass er, selbst wenn das dynamische MRT was zeigen würde, zu einer Antihormontherapie raten würde. Der Grund dafür seien andere, nicht erkennbare Metastasen, die er bei der Anstiegsgeschwindigkeit meiner PSA - Werte annahm. Vor dem nächsten PSA - Wert
im Januar 2006 stellte mir mein Onkologe in Absprache mit dem o.g.
Professor als Alternativen eine Hormon - bzw. eine Chemotherapie im
Versuchsstadium (die Chemo) zur Wahl. Antihormontherapie
zurück zum Seitenanfang Mit dem Januar - PSA - Wert von 0,24 ng/ml (3. Anstieg in Folge)
entschied ich mich, beeinflusst von Informationen aus dem Internet und
von dem Buch "Ein Ratgeber zum Prostatakrebs" von Dr. Strum, für die
Hormontherapie (ADT3), die wie folgt aussehen sollte: Kleine Besonderheiten dazu: Irgendwie fehlte mir doch der Mut zur Chemo. Vielleicht habe ich da aber auch zunächst eine Chance vertan??? Das kann einem keiner sagen! Zustand Ende März 2006:
zurück zum Seitenanfang Eine Gewichtszunahme war feststellbar,
hielt sich aber noch in engen Grenzen. Damit das so blieb,
und möglichst auch ein Verlust von Muskelmasse vermieden würde, erhöhte ich
meine minimalen sportlichen Aktivitäten auf: Ernährung:
zurück zum Seitenanfang Zustand Anfang Sept. 2006: zurück zum Seitenanfang Mein PSA - Wert lag bereits
nach 2 Monaten mit < 0,01 ng/ml recht schnell unter der
Nachweisgrenze des Labors. Das Testosteron hatte mit 1,22 nmol/l oder 0,35
ng/ml zwar den erwarteten Wert von 0,69 nmol/l bisher nicht erreicht, aber da
es auch Experten gibt, die einen Wert von 0,5 ng/ml als ausreichend
für eine wirksame Androgendeprivation halten, habe ich mich damit
zufrieden gegeben.
Die
Frage nach einer Bestrahlung der Brustdrüsen gegen Gynäkomastie Zustand Anfang April 2007, Ende der ADT3 und 1. Zykluspause: zurück zum Seitenanfang Ich beendete die
Hormonblockade, weil mein PSA - Wert nun 12 Monate unter der
Nachweisgrenze lag. Mein Testosteron - Wert war 1,22 nmol/l. Während der Pause nahm ich, wegen der deutlich längeren Halbwertszeit, statt Proscar jedoch Avodart als Erhaltungstherapie ein, trank Granatapfel - Elixier, Tomatensaft und aß täglich 2 Paranüsse wegen des Selens darin. Über Einnahme von Fischölkapseln war ich zu diesem Zeitpunkt noch unentschieden. Ich erwartete auch, dass sich die Nebenwirkungen der ADT wie Hitzewallungen, Hautveränderungen, Stimmungsschwankungen, Veränderung der Körperbehaarung und Muskelabbau wieder zurückbilden würden, und hoffte natürlich auf eine sehr lange Pause. Anfang August 2007 habe ich meinen Fettsäurestatus bestimmen lassen. Weil mein Verhältnis AA / EPA 4,2 (Arachidon - / Eicosapentaensäure) war, ich aber noch weiter runter kommen möchte, nahm ich seit Mitte August 2007 täglich eine Kapsel Fischöl. Ich versprach mir davon eine Senkung des Entzündungsniveaus und die Behinderung des Wachstums neuer Blutgefäße für evtl. vorhandene Metastasen. Das Fischöl machte mir jedoch keine Freude, sondern nur Magenprobleme, weshalb ich die Einnahme bald wieder einstellte. Stand April 2008: PSA unter Nachweisgrenze von 0,01 ng/ml Stand
Juli 2008; wieder eine Enttäuschung mehr: Da ich nun damit rechne, dass der PSA - Wert weiter steigen wird, kommen mir zwangsläufig diese Fragen in den Sinn:
Fortsetzung folgt mit den kommenden Erfahrungen. Stand Mai 2010; eine erfreuliche Überraschung: Da meine PSA-Verdopplungszeit sowohl nach der OP als auch nach der Bestrahlung und dem 1. Zyklus der Hormonblockade mit 3,2 Monaten sehr kurz war, konnte ich mir ausrechnen, dass ich Anfang 2010 mit dem 2. Zyklus der Hormonblockade hätte beginnen müssen. Erfreulicherweise entwickelte sich die PSA-Verdopplungszeit jedoch seit Dezember 2008 mit 14,2 Monaten konstant positiv über bereits 6 PSA-Werte. Die Ursache dafür konnte mir bisher weder mein Onkologe noch ein Professor der Urologie erklären, aber allein die Tatsache, dass es so ist, hat meine Stimmung doch wesentlich verbessert. Stand Februar 2011; leichter Schock, aber wie wird es weiter gehen?: Mit meinem PSA-Wert vom 25.10.2010 0,59 hätte sich die PSA-Verdopplungszeit bei entsprechender Weiterentwicklung stark verkürzt. Zum Glück ist der Wert vom 3.2.2011 mit 0,72 wieder günstiger und liegt über die letzten 4 PSA-Werte gerechnet bei ca. 9 Monaten. Es bleibt die Hoffnung, dass 0,59 doch nur ein Ausreißer war. Aber die Unruhe vor jeder PSA-Bestimmung und die Hoffnung, dass es nicht schlechter wird, bleiben natürlich. Immerhin beträgt meine Hormontherapiepause nun schon fast 4 Jahre!! Dafür bin ich doch einigermaßen dankbar. Stand Januar 2012; das Auf und Ab der Gefühle geht weiter: Die freudige Überraschung, dass einem PSA-Wert von 0,83 ng/ml nach 3 Monaten einer von nur 0,89 ng/ml folgte, bekommt schon nach 4 Monaten wieder einen gewaltigen Dämpfer durch den PSA-Wert von 1,46 ng/ml, was die PSA-Verdopplungszeit über die letzten 4 Werte auf 10,8 Monate verschlechtert. Diese Tatsache macht es wieder schwerer, sich damit zu trösten, das der Zeitpunkt, an dem man sich entscheiden muss wie es weiter gehen soll, ja doch noch weit weg ist. Im Moment meine ich, dass der bei einem PSA-Wert von ca. 5 ng/ml liegen wird. Es bleibt die Hoffnung, dass der nächste Wert wieder günstiger ausfällt. Stand Januar 2013; ein schönes Weihnachtsgeschenk: Zu dem bisher doch recht langen Zeitraum (fast 5 Jahre) ohne Therapie freue ich mich vor Weihnachten 2012 über das verfrühte Weihnachtsgeschenk am 4.12.2012. Mein PSA-Wert ist in den letzten 3,5 Monaten nur von 2,43 auf 2,48 ng/ml gestiegen. Hurra!! Inzwischen ist mein PSA-Wert bei 4,59 ng/ml angekommen. Ich habe meine Vorstellung vom Beginn einer neuen Hormontherapie bei 5 aber verlassen und möchte noch wenigstens den kommenden Sommer ohne Therapienebenwirkungen verbringen.
Nachdem ich nun 10
Jahre ohne Therapie, bei friedlichem PSA-Verlauf gut gelebt habe,
scheint es mich nun voll erwischt zu haben. Es begann damit , dass ich
von heftigem Nachschwitzen geplagt wurde. Das Schwitzen konnte auch am
Tag auftreten, ebenso aber auch Frieren bis zum Schüttelfrost. Außerdem
machten mir Rückenschmerzen, ein bereits 4 Monate dauernder Husten,
körperliche Schwäche, Gewichtsverlust, Schmerzempfindlichkeit am ganzen
Körper und Probleme mit dem Wasserlassen zu schaffen. Bis heute hat sich viel getan. Leider nicht nur
Erfreuliches. Der Versuch vor der Chemotherapie noch
mit einer viel gelobten zusätzlichen HT Zytiga den PSA-Anstieg zu
verhindern, ist leider nicht gelungen. Es kam trotzdem zu einer
PSA-Verdopplungszeit von 14 Tagen.
Mit freundliche Grüßen und den besten Wünschen für alle Leser ein Betroffener Zur Startseite
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